FROM GODDESS TO PIN-UP

Icons of Femininity in Indian Calendar Painting

28. February - 22. April 2001


www.mak.at

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Mit der Ausstellung "From Goddess to Pin-up. Ikonen des Weiblichen in der indischen Kalendermalerei" widmet sich das MAK nach "Cine Art. Indische Plakatmaler im MAK" zum zweiten Mal einem charakteristischen Aspekt der indischen Alltagskultur.

Die Ausstellung im MAK-Kunstblättersaal präsentiert Beispiele grellbunter Kalenderbilder von den 60er Jahren bis heute, wie sie in den Geschäften, an den Arbeitsplätzen und in den Wohnungen Indiens allgegenwärtig sind. Sie zeigen das sich wandelnde Bild der Frau in der indischen Populärikonografie, von der Darstellung hinduistischer Göttinnen ("dharmic icons") bis zu den Pin-ups ("filmi icons"), durch die feministische Sicht einer Soziologin und die Präsentation in einem Museum umgedeutet.

Die "Kalender-" oder "Bazaarkunst" Indiens ist gleichzeitig zweckorientiert und dekorativ, säkular und heilig. Kalenderbilder zirkulieren als Werbung, Geschenke oder Götterbilder und konstituieren in der indischen Alltagskultur einen eigenen Bereich, der neben den ausdrücklich kulturellen Schöpfungen existiert. Der Vertrieb der Kalender auf dem indischen Subkontinent erfolgt seit Einführung der Lithografie in Indien durch die englischen Kolonialherren im 19. Jh. durch indische Unternehmen, die ihre Kalender als "ready-mades" vom subtropischen Süden bis in den Norden vertreiben. Die vorgefertigten Kalender mit unbedruckten Flächen, um Firmenlogos und die Kalenderbilder aufzunehmen, werden in Druckzentren wie Bombay, Calcutta, Delhi, Madras oder Sivakasiz zu hunderttausenden gedruckt und durch Vertreter in ganz Indien verbreitet.

Lokale Druckereien und Kalendermaler vervollständigen die vorgefertigten Kalender dann durch nach landläufigem Geschmack gestaltete Bilder und Firmenlogos. Diese Kombination von zentralisierter Massenproduktion und flexibler, an den Kundenwünschen orientierter künstlerischer Nachbearbeitung für den Vertrieb in den Provinzen, macht die Kalenderbilder neben den Filmplakaten zu "Ikonen" indischer Populärkunst. Die Kalendermaler, die allesamt davon überzeugt sind, dass in ihrem Gewerbe Originalität und Copyright keine Bedeutung haben, arbeiten mit Techniken wie der Übermalung von Fotos, die im Druck zusätzlich farblich verfremdet werden. Wie die Vermischung von Fotografie und Malerei entwickelt sich auch die Ikonografie der Plakatbilder aus der Collage von genuin indischen und westlichen Motiven.

Die Kunstform der Kalendermalerei in Indien ist durch die Aufnahme der Populärkunst in den Bereich der Galerien und Museen als ein starker Ausdrucksträger der Moderne in Südostasien erkannt worden. Die in der Ausstellung gezeigten Kalenderbilder stammen aus den Sammlungen von Patrica und JPS Uberoi sowie der Sammlung von Vikram Lal, Besitzer der Eicher Gallery, New Delhi.

In der Ausstellung werden neben Kalenderbildern auch Ephemera der indischen Druckindustrie wie Postkarten, Eintrittskarten und Verpackungen präsentiert. Videos, die während der Ausstellungsdauer im Medienraum gezeigt werden, sollen dem westlichen Besucher die Techniken der "angewandten Kunst" Kalendermalerei in Indien näherbringen. Die Eröffnung findet in Anwesenheit von S. E. Thettalil P. Sreenivasan, Botschafter der Republik Indien, und Patricia Uberoi, Ausstellungskuratorin und Soziologin an der Universität New Delhi, die auch zum Thema sprechen wird, statt. Zur Ausstellung erscheinen ein Flyer und ein Postkartenbooklet mit Kalenderbildern.  

fig.: Mädchen und Motorroller, Künstler unbekannt, 1970; Foto: Sammlung Uberoi/MAK