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Brigitte R. Winkler
Modejournalistin der Tageszeitung Kurier


Brigitte R. Winkler ist als Redakteurin einer der größten Tageszeitungen Österreichs der heimische Seismograph in Sachen Mode. Sie berichtet nach den internationalen Modepräsentationen in Paris, Mailand, New York, London brandheiß von ihren Eindrücken und den Visionen der Modemacher.
Seit 1977 arbeitet Winkler als Journalistin im Kurier. Zunächst betreute sie die Frauenseite und übernahm in einem fließenden Übergang um 1980/81 die Agenden der Modejournalistin. Österreichische Mode war ihr zu wenig; also besuchte sie die großen Schauen im Ausland, wo die Mode geboren wird. Der erste Trip ging nach Paris. Noch unerfahren im Business, mußte sie erleben, daß es nicht so einfach war, zu den Schauen der Modeschöpfer zugelassen zu werden. Die Presseabteilung der Modefirma Dior stand ihr aber bald hilfreich zur Hand und ermöglichte ihr in der Folge Zugang zu den ganz Großen der Branche. Sie kann sich erinnern, daß sie erstmals 1981 Armani und Versace interviewte. Seit dieser Zeit besucht sie regelmäßig die Schauplätze der Mode.

Der „Modefunke“ ist bereits in der Kindheit übergesprungen. Ein Inserat in einer Zeitschrift für die Prêt à Porter-Schauen in Paris ließ das Traumschloß in ihr wachsen, in dem sie als Gast bei den Modeschauen eine Rolle übernahm. Sie dachte jedoch nicht daran, daß sie jemals beruflich an dieser Branche teilhaben wird. Die ausgebildete Lehrerin kam eher durch Zufall zum Journalistenberuf.
Modeschauen, vorrangig die in Paris stattfindenden, machen für sie die wahre Faszination an der Modebrancheaus.

„Sie sind für mich eine Art Weltpremiere. Da hat sich jemand etwas ausgedacht, und versucht seine Ideen auf das Perfekteste einem auserwählten Publikum vorzustellen - das gibt es nur einmal und wird in der Form nicht wiederholt. Es ist das Zusammenspiel von schönen Menschen, Stoffen, gutem Handwerk, dem besten Styling, traumhaft darauf abgestimmter Musik mit einer faszinierenden Show. Modeschauen in Paris präsentieren das Spitzenwerk der Ästhetik.“

Kritisch betrachtet sie die Modebranche unter dem Aspekt der Werbung, die in letzter Zeit Mode mit Gewalt verbindet. Dafür kann Brigitte Winkler kein Verständnis aufbringen; das ist geschmacklos und grotesk, wenn junge Mädchen in schönen Kleidern in Vergewaltigungsszenen dargestellt werden. Das Argument, daß diese Art der Modefotografie als Aufruf gegen Gewalt wirken soll, akzeptiert sie nicht.

Was trägt Brigitte R. Winkler persönlich gerne? Wie jeder Mensch möchte auch sie mit ihrer Kleidung gefallen. Sie bezeichnet sich jedoch selbst als zu faul, um Stunden in ihr Styling zu investieren. Wichtiger bleibt die Mode, die sie beschreibt oder abbildet.

Ihr Lieblingsdesigner ist Miyake, den sie für seine künstlerische Art der Modepräsentation verehrt. Er schafft Skulpturen - entweder wie in den letzten Jahren mit Hilfe von Plissées oder wie dieses Jahr mit unzerschnittenen Stoffen mittels Drapierungen in ansprechende Formen gebracht, die durchaus tragbar sind.

Die Lieblingsfarbe von Brigitte R. Winkler ist ganz klar: Lila und alle Farben dieser Farbskala, von zartrosa bis blaurot. Es ist die Mischung Blau und Rot, die sie seit Kindheit favorisiert und die ihr ein Wohlbefinden bereitet.
Das Material muß sich in erster Linie gut angreifen. Nach den Modeschauen versucht sie so schnell wie möglich hinter der Bühne die Modelle der Designer einem „Greiftest“ zu unterziehen. In diesem Rahmen entstehen auch ihre Interviews mit Modegöttern wie Armani, Yves Saint Laurent, Versace, usw.

Ihr 1992 von Edition S, Verlag der österr. Staatsdruckerei, herausgegebenes Buch „Weltmeister der Mode. Von Armani bis Yamamoto“ gibt Einblick einerseits in ihr umfassendes Wissen sowie ihr Können als Modefotografin.

Wenn Brigitte R. Winkler nicht in der Modebranche arbeiten würde, wäre sie an der Arbeit im Kulturressort oder an einer Tätigkeit im Journalismus schlechthin interessiert.
Winkler´s Mode-Kristallkugel zeigt ein Bild der zukünftigen Modebranche, in der die Schere zwischen teurer und ganz billiger Mode immer größer wird. Es wird noch weiterhin Designermode geben. Große Billigmodefirmen, die in Blitzeseile erkennen, was an den neuesten Trends dem großen Volk gefallen wird, und die dieses dann in Billigstmode umsetzen, werden in den nächsten Jahren weiter zunehmen. Einbußen werden vor allem mittlere Firmen mit solider Mode ohne großem Markennamen hinnehmen müssen, da diese unter dem „gemachten“ Modenamen wenig im Vergleich zu internationalen Designermarken zu bieten haben. Es ist die Technik, die persönliche Vision des Designers, die hier nicht vorhanden ist.

Bezüglich der Chancen der österreichischen Textilwirtschaft weist Brigitte Winkler auf Fehler der Vergangenheit, die bezüglich jungem Design gemacht wurden, hin. Entweder heimische Designer wurden ihrer Meinung nach falsch oder überhaupt nicht gefördert. In den 80er Jahren, als die Menschen noch mehr Geld für Mode auszugeben bereit waren, hätte dieser entscheidende Schritt gesetzt werden müssen, und ausgesuchte Designer über einige Jahre gefördert und aufgebaut werden müssen.
Aber auch den Designern schreibt sie Fehler zu. Viele lassen es ihrer Meinung nach an Fleiß, Eifer, Kreativität fehlen und zeigen sich zu oft in der Position des absoluten Künstlers, der auf Phantasiewolken schwebend auf Erfolge wartet, anstatt den Willen durchzusetzen, um etwas zu erreichen.
Ihrer Meinung nach bedarf es einer Institution, die die Designer selektiv und kontinuierlich an die „Kandare“ nimmt, unterstützt und aufbaut. Das bisherige Gießkannenprinzip lehnt Winkler vollständig ab.

Problematisch sieht sie aus Sicht der Journalistin die Hilflosigkeit österreichischer Unternehmen hinsichtlich Presseinformationen. So werden ihr von internationalen Modehäusern innerhalb kürzester Zeit die besten Pressetexte und ausgezeichnetes Photomaterial zugeschickt, wohingegen Österreicher kaum verwertbare Unterlagen liefern. Ebenso verhält es sich mit jungen Designern, die zumeist über kein ansprechendes, druckbares Photomaterial verfügen.

Die Funktion der Mode ist für sie am leichtesten mit dem Sprichwort „Kleider machen Leute“ zu umreißen. Mode sollte wohl in erster Linie etwas Schönes sein, wie ein schönes Bild, das man sich ansieht, das Freude bereitet. Jedoch funktioniert Mode in unserer Gesellschaft noch immer wertend.

„Wenn du toll angezogen bist, behandeln dich die Leute, als müßten sie dich alle kennen. Die gleichen Leute behandeln dich gar nicht oder stoßen dich weg, wenn du nicht so teuer angezogen bist. Das Phänomen Mode ist, daß du damit blöffen kannst.“

Gut angezogen zu sein, hängt für Brigitte Winkler mit Talent für guten Geschmack zusammen, das für sie eine Gottesgabe ist, und nichts mit Intelligenz oder Bildung zu tun hat. Es sind auch nicht unbedingt die teuren Sachen, die das gut Angezogensein ausmachen. Es ist viel eher die Fähigkeit, seine Persönlichkeit und Laune mit Kleidung auszudrücken.

Frau Winkler, was halten Sie vom Fashion Navigator?
„Toll, daß es das gibt. Das Internet bietet die Möglichkeit sehr schnell zu reagieren, sich weltweit zu informieren und zu unterhalten, denn Mode ist in erster Linie als Unterhaltung zu betrachten.“

Brigitte R. Winkler - Kurier
Tel. +43 1 52100-0

Der Fashion Navigator dankt für das Interview!
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